Warum wir regelbasiertes Investieren bevorzugen:

In wissenschaftlichen Studien* der Verhaltensökonomie konnten zahlreiche, fehleranfällige Verhaltensmuster des Menschen nachgewiesen werden. Diese Verhaltensmuster sind in der Evolution begründet und führen regelmäßig zu nicht rationalen Entscheidungen und stehen damit im Widerspruch zur Theorie effizienter Märkte. Marktteilnehmer lassen sich von ihren Gefühlen leiten.

Über die Jahrtausende haben wir Menschen uns diverse Überlebensstrategien antrainiert. So haben wir uns in gefährlichen Situationen angewöhnt der Herde zu folgen. Dieses Vorgehen war überwiegend erfolgversprechend und hat sich durch Vererbung durchgesetzt, während Einzelgänger geringere Überlebenschancen hatten und somit dessen Gene weniger verbreitet wurden.

Auf die Finanzwirtschaft übertragen resultiert daraus folgendes: Anleger setzen vermehrt auf Anlagen, die gut gelaufen sind oder weniger gefallen sind, als auf Anlagen zu setzen, die aufgrund der jüngsten Entwicklung günstig erscheinen. Dieses irrationale Verhaltensmuster wird in der Verhaltensökonomie (auch bekannt als Behavioral Finance) aufgedeckt und ist dort als Herdenverhalten (Herding) bei Investitionen bekannt.

Auch bei Fondsmanagern ist dieses Verhalten zu erkennen. Wer stellt sich schon gegen die Hausmeinung, die Meinung des Chefs oder die Meinung von Anlageausschüssen oder Expertenteams. Karriere macht man bekanntlich eher mit dem Trend als dagegen.

Ein anderes irrationales Verhaltensmuster ist die sogenannte Selbstüberschätzung (Overconfidence). Menschen und ebenso auch Finanzprofis, Fondsmanager und Vermögensverwalter neigen zur Selbstüberschätzung. In zahlreichen Studien* konnte belegt werden, dass Anlageentscheidungen oft zu mehr als 50% falsch sind.

Menschen freuen sich über Gewinne am Aktienmarkt. Aber Verluste schmerzen stärker. Demzufolge fokussieren sich Anleger eher darauf Verluste zu vermeiden, als Gewinnchancen zu nutzen. Deshalb lassen Anleger ihre Ersparnisse lieber auf dem Sparkonto liegen, als Risiken einzugehen und Verluste zu riskieren. Sie nehmen dabei sogar einen Verlust der Kaufkraft in Kauf.

Es gibt viele weitere Verhaltensmuster die ausgiebig erforscht wurden. In der Literatur finden sich Begriffe wie Recency, Mental Accounting, Hyperbolic Discounting, Regret, Anchoring, Home Bias, die zum übergeordneten Tätigkeitsfeld des Behavioral Finance gehören. Psychologische Prozesse erschweren es Anlegern, Fondsmanagern und anderen Finanzprofis rationale Entscheidungen zu treffen. Regelwerke zur Bewirtschaftung von Portfolios helfen die Fallstricke der Verhaltensökonomie zu umschiffen. Im Greiff Portfoliomanagement Team setzen wir deshalb auf regelbasiertes Investieren.


* Weiterführende Literatur zu Behavioral Finance

BENARTZI, S. / THALER, R.: Myopic Loss Aversion and the Equity Premium Puzzle, in: The Quarterly Journal of Economics, Vol 110, Nr. 1, Feb. 95, S. 73-92.
DE BONDT, W. / THALER, R.: Does the Stock Market Overreact?, in: The Journal of Finance, Vol 40, Nr. 3, Jul. 1985, S. 793–805.
DE BONDT, W. / THALER, R.: Further Evidence on Investor Overreaction and Stock Market Seasonality, in: The Journal of Finance, Vol 42, Nr. 3, Jul. 1987, S. 557–581.
HUBERMAN, G. / REGEV, T.: Contagious Speculation and a Curve for Cancer. A Non-Event that Made Stock Prices Soar, in: The Journal of Finance, Nr. 56, 2001, S. 387-396.
TÖRNGREN, G. / MONTGOMERY, H.: Worse Than Chance? Performance and Confidence among Professionals and Laypeople in the Stock Market, in: Journal of Behavioral Finance, Vol 5, Sept. 2004, S. 148-153.
TVERSKY, A. / KAHNEMAN, D.: Loss Aversion in Riskless Choice: A Reference-Dependent Model, in: The Quarterly Journal of Economics, Vol 106, Nr. 4, Nov. 1991, S. 1039-1061.
TVERSKY, A. / KAHNEMAN, D.: The framing of decisions and psychology of choice, in: Science, Vol 211, Nr. 4481, Jan. 1981, S. 453-458.