Die Greiffbar

Investments zu Anfassen

Der Clou

Welche Themen waren diese Woche am Finanzmarkt relevant?

  • Der Clou
  • Die Unbestechlichen
  • Ein unmoralisches Angebot

Der Clou

Einer meiner absoluten Lieblingsfilme ist Der Clou, im Original „The Sting“, mit Robert Redford und Paul Newman. Robert Redford spielt darin den Gentleman-Gauner Johnny Hooker, der den Mafia Boss Doyle Lonnegan auf elegante Weise ausnimmt, ein Manifest für elegantes Täuschen und feines Timing. Seither ist Robert Redford für mich ein Held, dessen letzter Vorhang seit letzter Woche gefallen ist. An den Kapitalmärkten läuft ebenfalls ein Clou mit großem Täuschen und feinem Timing. Im geheimen Ringtausch schieben sich Nvidia und OpenAI auf leisen Sohlen Chips und Lizenzen zu wie in Sneakers – Die Lautlosen. Nur weiß man dabei nicht, wer hier wen austrickst oder ob am Ende der Anleger erleichtert wird. Die Börse reagiert wie Der große Gatsby glitzernd und berauscht, aber immer in der Angst, dass die Party abrupt enden könnte. Ganz anders bei Gold, hier gilt das Butch Cassidy und Sundance Kid-Prinzip: Je mehr Gold desto besser! Neue Allzeithochs und kein Ende der Rally in Sicht. Für Gold- und Goldminenanleger ist das eine Verdammt süße Welt. Gold ist für viele Die letzte Festung der Stabilität, wohingegen sie die ausufernden Staatsverschuldungen als All is Lost ansehen. Kommen wir zu unbestechlichen Tatsachen:

Die Unbestechlichen

Auf der politischen Bühne in New York spielte diese Woche ein Thriller, der Redfords Drei Tage des Condor Konkurrenz macht. Schauplatz ist die UNO-Vollversammlung. Der US-Präsident hinterlässt eine Blutige Spur. Donald Trump scheitert erst an der Rolltreppe, dann am Teleprompter. Ein von sich überzeugter präsidialer Auftritt wie in Die Unbestechlichen. Doch in Wahrheit ein Spy Game, um mit dem Rest der Welt abzurechnen. Doch statt Enthüllungen serviert er nur Drohgebärden. Dazu passt auch sein neuester Post auf Truth Social, der plötzlich sehr direkt gegen Putins Russland gerichtet ist, eine neue Gangart im Ukraine-Krimi. Alles wirkt dabei etwas improvisiert wie Aus der Mitte entspringt ein Fluss: Mal ruhig dahinplätschernd, dann plötzlich wieder ein reißender Strudel. Und wie in Elliot, der Drache schwebt über allem ein Hauch von Fantasy – nur dass hier der Drache echt ist und tagtäglich Raketenfeuer speit. In Europa sorgen der enttäuschende Ifo-Index und schwankende PMI-Daten für ihre eigene Dramaturgie: mal Jenseits von Afrika, wo alles groß und weit wirkt, dann wieder Brubaker, wenn die nüchterne Realität hart zuschlägt. Europäische Aktien treten seit Monaten auf der Stelle, ebenso wie der Dax. Die Skepsis an den Märkten ist aber der beste Nährstoff für weiter steigende Kurse. Getreu dem Motto Je länger, je lieber. Warum? Das erkläre ich Ihnen in meinem aktuellen Interview für das Börsenradio: Börsenhaussen sterben in Euphorie.

Ein unmoralisches Angebot

Die Deutsche Bahn bekommt eine neue Chefin und senkt sogleich die Pünktlichkeitsziele: ein Plot wie aus Der Pferdeflüsterer, nur dass hier nicht Pferde beruhigt, sondern Fahrgäste besänftigt werden sollen. Ein unmoralisches Angebot an den Verstand der Bahngäste. Dazu kam diese Woche die Medienposse um „Jimmy Kimmel“: Erst abgesetzt, dann wieder eingeführt. Ein Auf und Ab wie in Tollkühne Flieger, wo man nie sicher ist, ob es sich um einen Flugzirkus oder Realität handelt. In Europa dagegen hoffte der ehemalige französische Präsident Nicolas Sarkozy auf seinen persönlichen Barfuß im Park-Moment: frei sein von den Belastungen der Staatsanwälte. Doch Staatsanwälte küsst man nicht und Richter erst recht nicht. Fünf Jahre Haft für den Gauner und Gentleman der Französischen Republik. Am Ende aber gilt, was Redfords Gesamtwerk immer zeigte: Egal ob Hinter feindlichen Linien oder auf Schussfahrt – die Geschichte geht weiter, und wir schreiben die nächsten Kapitel. Mein nächstes Kapitel ist die 20-Jahr-Feier meines Unternehmens im Europapark heute. Die „Große Greiff Gala“ mit Kollegen, Partnern und Freunden. Ich freue mich unglaublich auf die Gäste und den Abend. Bis nächste Woche.

Ihr Volker Schilling

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